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Bruderschaft
Aus dem mittelalterlichen Zunftwesen der Handwerker entwickelt, unter stark religiösem Aspekt stehender Zusammenschluss einzelner Berufsgruppen mit vereinsähnlichen Strukturen. Neben den religiösen Aufgaben dienten die B.en vorwiegend karitativen Zwecken (geistige und leibliche Versorgung der Mitglieder, Kranken- und Altenbetreuung, Versorgung der Witwen und Waisen etc.).

Die älteste Musiker-B. war die St. Nicolai- oder Spielgrafen-B. an St. Michael in Wien, die auf das 13. Jh. zurückgeht und zünftisch organisiert nur bürgerlichen Musikern vorbehalten war (Hl. Nikolaus ist der Patron aller Fahrenden). Ebenfalls auf das Mittelalter geht die um 1350 wiederum an St. Michael in Wien gegründete Corporis Christi-B. (B. des hl. Fronleichnam) zurück. Diese war traditionell am Kaiserhof orientiert und erhielt durch eine Stiftung der ersten Frau Ferdinands III., der Infantin Maria Anna, einen neuen spanischen Zweig (Spanische Corporis Christi-B. von der Gnade Gottes und den heiligen Engeln); prominente Mitglieder waren z. B. N. Minato, P. Metastasio; der Cavagliere della Musica hatte den Vorsitz inne, Hofmusiker die leitenden Funktionen. Als Vorläufer der 1725 gegründeten Cäcilien-B. ist die Divina Gratias-B. an St. Michael zu sehen (1691 durch Ernst Graf Trautson gegründet), der ebenfalls prominente Miglieder der Hofmusikkapelle angehörten (C. A. Badia, M. A. Ziani). Am 22.12.1725 wurde an St. Michael (nicht St. Stephan wie in MGÖ) von der Musikergeneration um J. J. Fux und A. Caldara die Kongregation der kaiserlichen Hofmusiker gegründet (Cäcilien-B.) – neben der weiterhin bestehenden Divina Gratias-B.

Auch in anderen österreichischen Städten (z. B. den landesfürstlichen Städten Oberösterreichs, Tirols, in Graz etc.) gibt es Nachrichten über Musiker-B.en, doch wurden die vorhandenen Quellen bislang noch nicht systematisch aufgearbeitet.

Abgesehen von den Musiker-B.en spielte Musik auch in den meisten anderen B.en eine wichtige Rolle, da regelmäßige Gottesdienste, Litaneien, Exequien für verstorbene Mitglieder, Wallfahrten etc. eine reiche Musikpflege forderten. Mit 27.11.1783 hob Joseph II. die bestehenden „Confraternitäten und B.en“ auf (allein in Wien 116) und zog deren Vermögen ein.


Literatur
K. Schütz, Musikpflege an St. Michael in Wien 1980; H. G. Marek, Geschichte und Wesen des Spielgrafenamtes in Österreich 1957; Czeike 1 (1992); MGÖ 2 (1995).

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Bruderschaft‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f96f
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