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Göttweig
Benediktinerstift südlich von Mautern an der Donau/NÖ (s. Abb. 1). 1083 durch Bischof Altmann von Passau als Chorherrenstift gegründet, wurde G. 1094 durch Benediktiner aus St. Blasien im Schwarzwald/D übernommen, die es zu einem der geistigen Zentren des Landes ausbauten. Im 12. und 13. Jh. soll es ein Adelskonvikt und ein bedeutendes Skriptorium in G. gegeben haben. Die musikalische Tradition von G. reicht bis zur Gründung zurück (Sängerknabeninstitut und Choraltradition). Bereits gegen Ende des Mittelalters soll es zur Errichtung einer Orgel gekommen sein, seit dem 15. Jh. sind Organisten in den Quellen belegt. Die Musikpflege in G. richtete sich im Wesentlichen nach dem geltenden Zeitgeschmack; deutlich wird ab der 2. Hälfte des 17. Jh.s der Einfluss des Hofes, der sich nicht nur durch Besuche des Kaisers und seiner Familie, sondern auch durch Kontakte von Hofmusikern zum Stift belegen lässt (A. Poglietti, J. K. Kerll). Von großer Bedeutung ist Abt D. G. Corner (1631–48), dessen Gesangbuch (1625 und zahlreiche Neuauflagen) zu einem grundlegenden Werk der Gegenreformation wurde (s. Abb. 2). Der erste in G. nachgewiesene Komponist war P. J. Gletle, der bedeutendste des Spätbarock J. G. Zechner, unter dem der Übergang zur Wiener Klassik in G. vollzogen wurde. Seine Blütezeit erlebte G. (trotz Türkenbedrohung) in der Barockzeit, v. a. unter Abt Gottfried Bessel (1714–49), der den barocken Umbau der Klosteranlage initiierte (unvollendet) und G. zum „österreichischen Monte Cassino“ auch in geistiger, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht ausbaute. V. Fleischmann, ein Schüler M. Haydns, verfasste den ältesten Katalog der Musikalien G.s (1815), sein Nachfolger, P. Heinrich Wondratsch (1793–1881), den bekannten von 1830. Der Cäcilianismus schränkte zwar in der 2. Hälfte des 19. Jh.s die Aufführungen in der Kirche ein, nicht aber die sonstige Musikpflege im Stift (Aufführungen von Beethoven-Symphonien, Streichquartetten). Von großer Bedeutung sind (trotz einiger Kriegsverluste) die umfangreichen Musikaliensammlungen des Stiftes (v. a. für Kirchen- und Instrumentalmusik des 18. und 19. Jh.s).
Literatur
NGroveD 10 (2001); F. W. Riedel (Hg.), Der G.er thematische Kat. von 1830, 1979; L. Koller, Abtei G. 1953; P. A. Janisch, Kurz abgefasste Gesch. des uralten Benedictiner-Stiftes G. 1820; Hb. hist. Stätten/Donauländer und Burgenland 1985; MGG 5 (1956); ÖL 1995.

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Göttweig‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00020962
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Ansicht von Stift Göttweig. Lithographie von Adolf Kunike nach einer Zeichung von Jakob Alt (1826).© ÖNB
© ÖNB
Titelseite des Groß Catolisch Gesangbüch von David Gregor Corner, 1625 (Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, Th.Lt.K.96)© BSB München, NoC-NC 1.0

DOI
10.1553/0x00020962
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