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Simon, Simon, true Erich Jacob (Eric)
* 1907-10-022.10.1907 Wien, † 1994-10-077.10.1994 New Milford, Litchfield/USA. Dirigent, Klarinettist, Musikpädagoge, Komponist. Sohn von Elise, geb. Berg (* 6.7.1873 Offenbach/D, † ?) und dem Fabrikanten Ernst S. (* 6.3.1870 Wien, † ?). Die Familie lebte in Wien V und gehörte der IKG an. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium in Wien I studierte er 1927–30 Jus an der Univ. Wien (Dr. jur.). Daneben besuchte er im Wintersemester 1926/27 eine Vorlesung bei M. Dietz am Institut für Musikwissenschaft der Univ. Wien. Seine musikalische Ausbildung begann er im Alter von acht Jahren im privaten Rahmen. Am Klavier unterwies ihn zunächst eine Cousine, später wechselte er zu F. Mittler und erhielt ab dem Alter von 14 Jahren Klarinettenunterricht bei V. Polatschek und danach bei L. Wlach. Dirigieren lernte er bei Hermann Scherchen, dessen Assistent er wurde, und während eines Sommerkurses in Salzburg bei C. Krauss. Ferner spielte er auch Saxophon, lernte Jazzklavier, gründete in Wien eine Jazzband und zudem mit H. Zipper 1933 das Wiener Konzertorchester, in dem er als 1. Klarinettist fungierte. In den frühen 1930er Jahren war er bei der Universal Edition als Assistent von E. Stein in der Orchesterabteilung und dem Orchesterverleih tätig und arbeitete laut eigenen Angaben als Herausgeber bei der vom Verlag herausgegebenen Zeitschrift Musikblätter des Anbruch. Danach baute S. nach eigenen Angaben mit H. Horwitz eine eigene Konzertedition auf. In der Wiener Musikszene konzertierte S. als Klarinettist u. a. mit Lotte Leonard, bei Kammermusikabenden des Vereins zur Förderung jüdischer Künstler im Saal der B’nai B’rith und mit dem Kolisch-Quartett. Am 11.10.1935 heiratete er Susanne Henriette Juliane Krüger (* 2.1.1913, Austritt aus der IKG 9.6.1932, † ?) in Wien V. Für die Saison 1935/36 ging das Ehepaar in die Sowjetunion, wo S. als zweiter Klarinettist an der Moskauer Philharmonie tätig war. Nach ihrer Rückkehr 1936 spielte er als Klarinettist im Wiener Staatsopernorchester. Noch im selben Jahr übernahm er die organisatorische Leitung des „internationalen konzert büros“ in Wien, das aus dem Wiener Konzertorchester hervorgegangen war. Darüber hinaus widmete er sich im kammermusikalischen Bereich der zeitgenössischen Musik und spielte etwa im April 1937 in der Kleinkunstbühne ABC mit G. Smart die Sonatine für Klarinette und Klavier von Arthur Honegger, im Juni des Jahres im Wiener Konzerthaus A. Schönbergs Pierrot lunaire unter F. Stiedry und mit E. Wagner als Rezitatorin sowie im November 1937 Schönbergs Suite op. 29 für Holzbläser, Streicher und Klavier. Am 22.2.1938 fuhr S. mit seiner Frau und seinen Eltern in die Schweiz und beantragte am 18.3.1938 Visa für die USA. Am 8.5.1938 flüchtete die Familie nach New York/USA (Exil), wo er bei der Ankunft am 16.5.1938 seinen Vornamen in „Eric“ änderte (amerikanische Staatsbürgerschaft 24.2.1944). Binnen kurzer Zeit wurde er Assistent von F. Stiedry, Assistant Conductor und 1. Klarinettist in dessen Kammerorchester der New Friends for Music, in dem einige Emigranten und Emigrantinnen aus Europa, u. a. F. Galimir, spielten. In den USA war er stark kammermusikalisch tätig (u. a. mit Béla Bartók, E. Krenek, P. Wittgenstein, A. Schönberg, L. Bernstein und dem Kolisch-Quartett) und spielte in Ensembles, etwa dem Chamber Orchestra der New School for Social Research unter R. Kolisch. Außerdem war er 1944/45 Soloklarinettist des New York City Symphony Orchestra unter Leopold Stokowski sowie als Klavierbegleiter tätig. S. unterrichtete in New York an der New School for Social Research, der Mannes Music School und der Dalton School sowie privat (u. a. Artie Shaw sowie 1940/41 Benny Goodman). Darüber hinaus hatte er ab Februar 1942 eine Orchesterstelle bei einem Radiosender. Im Mai 1945 gab er diese Anstellung auf und ging mit George Gershwins Oper Porgy and Bess als 1. Klarinettist auf eine Jahrestournee durch die USA, bei der das Werk über 265 Mal gespielt wurde. Nach der Scheidung von seiner Frau 1945 heiratete er im selben Jahr die ehemalige Broadwaytänzerin, Yogalehrerin und Kolumnistin der New York Times, Ruth Bluestone (*, † ?). In ihrem Wochenendhaus in Sherman, Connecticut/USA veranstalteten sie auch Konzerte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs reiste S. regelmäßig nach Wien, u. a. in seiner Eigenschaft als Ausländisches Vorstandsmitglied der IGMG (zumindest 1975–74). Eine Rückkehr nach Wien kam für ihn jedoch nicht in Frage.1963 gründete er in New York den Orchesterverein Association of Friends of Live Music, dessen Konzerte er organisierte, mit dem Ziel, Musik und gemeinsames Musizieren erlebbar zu machen.
Werke
geistliche und weltliche Vokal- und Instrumentalwerke (For whom the bell tolls f. gem. Chor 1969, Te Deum for the fiftieth birthday of Dr. Martin Luther King, Jr. 1978; Goessler Messe; Lied Disillusion [T: Langston Hughes]); Opernszene zu Emilia Galotti [T: Gotthold Ephraim Lessing, engl. Übersetzung: E. S.]; Orgelwerke; Arrangements u. a. von Werken L. v. Beethovens, J. Brahms’, Fr. Schuberts, R. Stolz’.
Schriften
gem. m. R. Edwards, First Steps in Music: A New Approach to Music for All Ages 1948.
Literatur
E. Reisinger in Journal of Austrian-American History 6/1 (5/2022); E. Reisinger in Journal of the Society for American Music 17/2 (2023); Orpheus im Exil 1995; Wr. Allgemeine Ztg. 25.6.1933, 5f; Der Wr. Tag 1.5.1937, 11, 20.11.1937, 8; The New York Times 13.12.1979, 53; Geburtsbuch der IKG Wien 1907, RZ 2199; The Eric S. Papers, Yale University; Eric S. Correspondence, UCLA; www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003681 (7/2023); konzerthaus.at/konzert/11238 (7/2023); www.demos.ac.at (7/2023); Mitt. Archiv IGMG (5/2024); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; www.genteam.at).

Autor*innen
Johanna Stacher
Elisabeth Reisinger
Letzte inhaltliche Änderung
16.5.2024
Empfohlene Zitierweise
Johanna Stacher/Elisabeth Reisinger, Art. „Simon, Erich Jacob (Eric)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 16.5.2024, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003e69c4
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x003e69c4
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