Endungen (Suffixe) und Elemente der Namenbildung

in deutschsprachigen Familiennamen


-(e)l/-erl

Die oberdeutschen Verkleinerungsformen (Diminutiva) sind in zwei Hauptformen vertreten. Der erste Typus ist jener auf -el, -l der vornehmlich im Osten des Oberdeutschen (also im Bairisch-Österreichischen) zu finden ist und auch in der erweiterten Form -erl auftritt. Diese erweiterte Form ergab sich (wie auch -ler und -ner) aus der Verschiebung der Silbengrenze. Für Personennamen ist beim Suffix -el bzw. -l u. a. mit V. M. Schirmunski davon auszugehen, dass das das Suffix die alte, unerweiterte Form des ahd. Diminutivsuffixes ahd. -ilo, -ila bewahrt hat und demnach davon herzuleiten ist. Eine eindeutige und umfassende etymologische Zuordnung des Suffixes steht aber bislang noch aus. Der zweite Typus auf -l mit folgendem unbetonten Vokal (-le, -li) ist durch Abschwächung des Suffixes ahd. -ilîn (vgl. mhd. -lîn, -elîn) entstanden und umfasst vor allem das Ostfränkische und Alemannische.

 

Das Kose- und Verkleinerungssuffix -el/-l (bzw. in der erweiterten Form -erl) diente ursprünglich v. a. zum Ausdruck von Verkleinerung, Zuneigung, Wohlwollen, Geringschätzung oder Spott und ist ein charakteristisches Suffix für den oberdeutschen Raum, das aber auch noch im mitteldeutschen Raum zu finden ist. Während das Suffix im Appellativischen (etwa in Dummerl, Kinderl oder Buberl) ironische, spottende aber auch liebkosende Bedeutung hat, kann es in Namen auch die Herkunft von einem Ort oder einer Flur anzeigen (Bachl, Bergl).

 

Gelegentlich hat das Suffix wie etwa in Namen wie Bartl (< Bartholomäus) oder Eberl (< Eberhard) im Zuge der Namenbildung auch generationsunterscheidende Bedeutung innerhalb einer Familie, indem damit der „kleine“ (also jüngere) von zwei Namensträgern innerhalb einer Familie gekennzeichnet wird.

 

Ein Teil der mit diesem Suffix gebildeten Namen geht weiters auf das althochdeutsche Suffix -il zurück, das bei Familiennamen vor allem zur Bildung von Werkzeugbezeichnungen oder zur Bildung von Nomina Agentis zum Tragen kommt.

 

-er

Ableitungssuffix aus mhd. -ære (dieses wiederum aus lat. -ârius) zur Bezeichnung von Nomina Agentis, also Personen, die einen Beruf oder eine Tätigkeit ausüben.

 

-er

Ableitungs- und Zugehörigkeitssuffix aus germ. -*warja- (lat. -uarii), das bei Familiennamen vor allem die Zugehörigkeit einer Person zu einer Landschaft, einem Ort, einer Flur kennzeichnet. Herkunfts- und Wohnstättennamen mit diesem Suffix -er sind gerade im Süden des deutschen Sprachraums charakteristisch. Als Zugehörigkeitssuffix kennzeichnet dieses Suffix aber auch die Abstammung des Namenträgers in patronymischem Sinne, also die Familienzugehörigkeit. Außerdem dient dieses Suffix zur Bildung von Familiennamen aus Adjektiven wie etwa Kluger.  

 

In einzelnen Fällen diente das Suffix auch zum Zweck der sekundären Motivation (also der Verdeutlichung), indem es an Fremdwörter (wie etwa in Posamentierer für den Bortenwirker und Bandmacher oder Barbierer für den Bartscherer und Friseur) antrat.

 

 

-inger

Im Zuge der Familiennamenbildung kann es vorkommen, dass Familiennamen auf -inger nicht in allen Fällen als Ableitung mit dem Suffix -er zu einem Ort auf -ing zu erklären sind (in diesem Fall wäre Bachinger nur als Herkunftsname zu einem Ort Baching zu deuten), sondern unter Verwendung von -inger direkt aus Appellativen gebildet werden. Bachinger kann demnach auch mit -inger für jemanden stehen, der an einem Bach siedelte.

 

-le

Dieses Kose- und Diminutivsuffix ist vor allem im alemannisch-oberdeutschen Raum verbreitet und in Österreich in Vorarlberg und Westtirol zu finden. Außerhalb Österreichs gilt es im Schwäbischen. Es fungiert in erster Linie als Verkleinerungssuffix und kann darüber hinaus liebkosende, ironische aber auch spottende Bedeutung haben. Es wurde durch Abschwächung des Suffixes ahd. -ilîn (vgl. mhd. -lîn, -elîn) gebildet. Das Suffix trägt gelegentlich auch generationsunterscheidende Bedeutung innerhalb einer Familie, indem damit der „kleine“ (also jüngere) von zwei Personen innerhalb einer Familie gekennzeichnet wird.

 

-lein

Dieses verkleinernde und kosende Suffix ist aus einer Kombination der älteren ahd. Suffixe -il und -în entstanden (ahd. -ilîn > mhd. -elîn > nhd. -lein). Es kann bei der Bildung von Familiennamen u. a. liebkosende, ironische aber auch spottende Bedeutung haben. Das Suffix trägt gelegentlich auch generationsunterscheidende Bedeutung innerhalb einer Familie, indem damit der „kleine“ (also jüngere) von zwei Personen innerhalb einer Familie gekennzeichnet wird.

 

-ler

Suffixerweiterung, eine mit -l erweiterte Form des Suffixes -er, das meist bei der Bildung von  Nomina Agentis, also Bezeichnungen für Personen, die einen Beruf oder eine Tätigkeit ausüben, auftritt. Das Element -l- gehörte ursprünglich zur substantivischen Basis. Durch Ausfall des unbetonten -e- in der Mittelsilbe (etwa bei mhd. bëteler zu mhd. bëtel, stm. > das Betteln<) und Verschiebung der Sprechsilbengrenze ergab sich das erweiterte Suffix -ler (nhd. Bettler), das sich bald zum eigenständigen Suffix entwickelte.

 

-ner

mit -n erweiterte Form des Suffixes -er, das sich aus der Verschiebung der Silbengrenze und dem Wegfall des unbetonten -e- ergab, vor allem bei Wörtern auf -en, die mit dem Suffix -er versehen wurden (Graben + -er > Grabner, Wagen + -er > Wagner).

 

-mann

Das Namenwort -mann hat den Charakter einer Ableitungssilbe und leitet sich von mhd. man, stm. >Mann, Mensch< ab. Es wird u. a. zur Bildung von Herkunfts- und Wohnstättennamen zur Bezeichnung der Herkunft, meist von einem Land oder einer Gegend verwendet. Das Namenwort kann aber auch bei der Bildung anderer Namentypen wie etwa bei den Familiennamen aus Rufnamen in patronymischer Funktion oder der Ableitung von Berufsbezeichnungen (Baumann) oder Übernamen (Altmann) auftreten.