Horváth, Ödön von (1901-1938), Schriftsteller

Horváth Ödön von, Dichter. * Fiume (Rijeka, Istrien), 9. 12. 1901; † Paris, 1. 6. 1938. Aus ung. Kleinadel, Sohn eines Staatsbeamten und Diplomaten; lebte als freier Schriftsteller in Murnau (Oberbayern) und emigrierte vor dem Nationalsozialismus 1933 nach Wien und Henndorf (Salzburg) und 1938 nach Holland. In Paris wurde er auf den Champs-Elysées von einem niederstürzenden Baum erschlagen. H., ein genial Unvollendeter, war in Schicksal und Werk der Dichter der Zwischenkriegszeit, der Zeit zwischen Versailles und Hitler, des — wie er es nannte — „Zeitalters der Fische“. In seinen Schauspielen und Romanen, in denen er von Nestroy ausging und, bei persönlichem, schmucklosem Stil, in den Surrealismus hinüberwuchs, entlarvt er die aufkommende Diktatur, die Dämonie des Kleinbürgertums und die Verführung der Jugend. In der Herzenskälte und Kontaktlosigkeit der Menschen seiner Zeit sah er ihr Verhängnis.

W.: Die Bergbahn (Volksstück), 1928; Sladek, der schwarze Reichswehrmann (Drama), 1930; Der ewige Spießer (Roman), 1930; Italien. Nacht (Volksstück), 1931; Geschichten aus dem Wr. Wald (Volksstück), 1931 (Kleist-Preis); Kasimir und Karoline (Volksstück), 1932; Glaube, Liebe, Hoffnung (Totentanz), 1932; Die Unbekannte aus der Seine (Komödie), 1933; Hin und Her (Posse), 1933; Der jüngste Tag (Drama), 1938 und 1955; Jugend ohne Gott (Roman), 1938 und 1948; Ein Kind unserer Zeit (Roman), 1938 und 1951; Zeitalter der Fische (1. Jugend ohne Gott; 2. Ein Kind unserer Zeit), 1953; Figaro läßt sich scheiden (Komödie), 1959; etc.
L.: Der Monat, Jg. 3, 1950/51, n. 33, S. 309 ff.; Das literar. Deutschland, Jg. 3, 1952, n. 2, S. 6; Freude an Büchern, Jg. 3, 1953, S. 37 f.; Bll. des Dt. Theaters in Göttingen, 1953/54, H. 52, 1954/55, H. 67; Wort in der Zeit, Jg. 4, 1958, S. 356f.; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 10, 1959), S. 431
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