Stift, Wilhelm d. Ä. (1845–1917), Fabrikant

Stift Wilhelm d. Ä., Fabrikant. Geb. Hadersdorf am Kamp (NÖ), 4. 9. 1845; gest. Wien, 1. 3. 1917. Sohn eines Färbermeisters und einer Lehrerstochter, Vater von Wilhelm (Willy) S. d. J. (geb. 1. 1. 1877; gest. 22. 2. 1915, Selbstmord) und Oskar S. (geb. 29. 10. 1878; gest. 16. 4. 1957). – Über S.s Jugend und frühe Berufsjahre ist nichts bekannt. 1881 eröffnete er in Wien 18 einen Zwirn-, Woll- und Stickereiwarenhandel, der bis 1906 aufrecht blieb. Das Geschäft war so ertragreich, daß S., ein Kaufmann mit offensichtl. techn. Interessen, 1899 Ges. der von ihm mitbegründeten OHG August Braun & Comp., fabrikmäßiger Betrieb des Mechanikergewerbes in Wien 18 wurde. Er finanzierte den Bau eines Kleinwagens mit luftgekühltem 1¾-PS-De-Dion-Bouton-Motor, trat jedoch, als dieser keinen Erfolg hatte, 1900 wieder aus der Ges. aus und gründete im darauffolgenden Jahr die Automobilfabrik Celeritas W. S. in Wien 18, in der Kleinwagen mit französ. Zweizylindermotoren der Marke „Buchet“ erzeugt wurden. Die Fa., deren Alleininhaber S. war, existierte allerdings nur acht Monate. 1901 gründete er gem. mit den Brüdern Carl (1871–1939), Franz (1874–1940) und Heinrich Gräf (1877–1943), deren auf der II. Internationalen Automobilausst. in Wien gezeigter Prototyp ihn sehr beeindruckt hatte, die OHG Gräf & S. in Wien, wobei die Brüder Gräf das techn. Know-how, S. die finanziellen Mittel in der Höhe von 20.000 Kronen beisteuerten. S. übernahm die kommerzielle Leitung und Buchführung und war am Reingewinn mit einem Drittel beteiligt, sein Sohn Willy S. war Prokurist und auch Oskar S. war zeitweise im Betrieb beschäftigt. Die Fa. Gräf & S., die i. d. F. Weltgeltung erlangen sollte, erzeugte – einige Jahre in Zusammenarbeit mit dem Automobilhändler Arnold Spitz – vorerst Automobile und Fahrräder, später Krankentransportwagen, Autobusse etc. Nachdem es bereits 1904 zu Spannungen zwischen den Brüdern Gräf und S. gekommen war, wurde die Fa. 1907 in die Wr. Automobilfabrik AG, vormals Gräf & S. umgewandelt, in der S. keine leitende Funktion mehr innehatte, jedoch Aktionär blieb.

L.: H. Seper, Die Brüder Gräf. Geschichte der Gräf & S.-Automobile, 1991, s. Reg. (auch für die Söhne, m. B. von Wilhelm, Willy und Oskar S.); Materialiensmlg. ÖBL, Wien.
(E. Lebensaft)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 259
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