Wlha, Josef (1845–1918), Photograph

Wlha Josef, Photograph. Geb. Schelleschowitz, Mähren (Šelešovice, CZ), 26. 9. 1845; gest. Baden (NÖ), 14. 1. 1918; röm.-kath. Sohn des Musikers Josef W. und von Lucia W., geb. Brásdil (Braždil); ab 1872 in 1. Ehe mit Leopoldine Mankl, ab 1915 in 2. Ehe mit der Köchin Maria Bränner (geb. Steinbach an der Steyr, OÖ, 22. 5. 1883) verheiratet. – W. kam Anfang der 1870er-Jahre nach Wien, eröffnete ca. 1881 eine Kunst- und Photographienhandlung in der Josefstadt sowie um 1884 sein erstes Atelier in Wien 1, dessen Standort er später mehrfach wechselte. 1894/95 besuchte er die Graph. Lehr- und Versuchsanstalt. 1888 und 1898 beteiligte er sich an den Jubiläums-Gewerbe-Ausst. in der Wr. Rotunde. Bereits in der ersten Schau zeigte er das breite Spektrum seiner Tätigkeit und präsentierte Aufnahmen von Kunst- und Baudenkmälern aus den meisten Kronländern der Monarchie, mehr oder minder bekannte, für das Kunstgewerbe jedoch wichtige Objekte (Kunstschmiedearbeiten, zumeist Gitter, Interieurs, Möbel etc.), tw. in Details. 1900 fand im Österr. Mus. für Kunst und Ind. eine Einzelausst. mit Aufnahmen aus Dalmatien und Istrien statt. Mitte der 1880er-Jahre veröff. er den „Illustrierten Katalog des Kunstverlages von Josef Wlha“, 1893 in 2. Aufl. unter dem Titel „Illustrirter Katalog des Kunstverlages österr. Meisterwerke der bildenden Künste und des Kunstgewerbes“ (mit rund 1.400 Bildangaben). Daneben verkaufte er einzelne Abzüge sowie Ser., gab aber bereits ab 1882 über 15 Bücher und Mappen zu einzelnen Gebäuden und deren kunstgewerbl. Ausstattungen heraus, u. a. „Stift Klosterneuburg“, 1887. Weiters publ. er 90 Photographien zu „Georg Raphael Donner. Mit einem Anhang über Matthäus Donner“ (1906) und „Charakterköpfe von Franz Xaver Messerschmidt“ (1906). W. verfocht einen schnörkellosen dokumentar. Stil, wobei die Objekte in den Mittelpunkt der Photos gestellt und Einzelheiten gut erkennbar sind. 1903 musste er sich aus Gesundheitsgründen aus dem Berufsleben zurückziehen und verkaufte den Verlag an den Wr. Photographen Rudolf Bimberg. Sein Plattenmaterial ging bereits zu Lebzeiten an das kunsthist. Inst. der Univ. Wien, i. d. F. an die Österr. Nationalbibl. W. ist der bedeutendste österr. Kunstphotograph an der Wende vom 19. zum 20. Jh. Er war Mitgl. des Alterthums-Ver. und ab 1887 Korrespondent der Central-Comm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale, 1899 wurde er mit der großen goldenen Wahlspruchmedaille ausgez.

Weitere W.: Das Belvedere in Prag, 1885 (Einleitung: A. Ilg); Miniaturen aus dem Psalterium der hl. Elisabeth, 1898 (Text: H. Swoboda); Der Dom von Parenzo, 1902 (Text: W. Neumann); Dt. Domschätze. Elfenbein- und Holzschnitzereien, 1916; Bronzen aus dem k. k. Hofmus. in Wien, 1916.
L.: NFP, 6. 1., WZ, 17. 4. 1918; Badener Ztg. 39, 1918, Nr. 6, S. 3; T. Starl, Lex. zur Fotografie in Österr. 1839 bis 1945, 2005; T. Starl, Bio-Bibliografie zur Fotografie in Österr. (online, Zugriff 2. 4. 2019); Pfarre Maria Treu, Wien; Pfarre St. Stephan, Baden, NÖ; Pfarre Rataje, CZ.
(T. Starl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 300f.
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