Für Fotogalerie bitte auf das Bild klicken! 

Universitätssternwarte Wien

Institut für Astronomie der Universität Wien


(20MB,
kein Ton)

Kategorie
Ort
Universitäts-Sternwarte
Türkenschanzstraße 17, 1180 Wien, 18. Bezirk
Geogr. Länge Ost:
-16° 20' 22'' 
Geogr. Breite Nord:
+48° 13' 55''
Seehöhe:
250 m

Betreiber:


Ausstattung:

Hauptgebäude:
Hauptkuppel  Großer Refraktor 680/10500 mm von Grubb (Dublin) 
Nordkuppel  Ursprünglich Kometensucher von Merz 162/1500 mm, später ein 400 mm Spiegelteleskop von Bernhard Schmidt, derzeit ein Cassegrain-Reflektor  mit LOMO Optik (800/6640 mm) 
Westtrakt mit Westkuppel 
Refraktor 300/5200 mm von Clark (Boston) 
Baulich nicht mehr im ursprünglichen Zustand: westlicher Meridiansaal mit einem Meridiankreis von Starke-Reichenbach (befindet sich jetzt im Rundsaal) und einem Passageninstrument. ( gegenwärtig: Büroräume ) 

 

Osttrakt mit Ostkuppel  15 cm Fraunhofer-Refraktor (ehemals Hauptinstrument in der alten Universitätssternwarte). Derzeit befindet sich hier ein 200 mm Refraktor von Starke und Kammerer. 

Baulich nicht mehr im ursprünglichen Zustand: östlicher Meridiansaal , dort war ein neuer Meridiankreis geplant, es kam aber nie zu seiner Ausführung.( gegenwärtig: Räume der Bibliothek) 

 

Dach  europäische Bodenstation für den kanadischen Satelliten MOST
Bibliothek  mit rund 10.000 Bänden und mehr als 200 Fachzeitschriften, teilweise zurückreichend bis ins 19. Jahrhundert
Museum  Das seit 1990 bestehende Sternwartemuseum dokumentiert die Geschichte der Wiener Astronomie anhand historischer Instrumente, Bücher und anderer Exponate 
Areal der Sternwarte:
Coudé Im Westteil des Sternwartegeländes befindet sich ein weiteres Gebäude das ein Äquatorial-Coude mit 380 mm Öffnung und 25 m Brennweite beherbergte. Dieses wurde 1885 von Baron Rothschild gestiftet.
Astrograph  Steinheil-Doppelrefraktor Astrograph 340/3400 mm für fotografische Beobachtung bzw. Leitrohr mit 260 mm Öffnung. 
Gartenhütte  mit Zenitteleskop für Längen-, Breiten- und Zeitbestimmungen
Außenstationen
Leopold Figl Observatorium  Außenstation des Institutes am Mitterschöpfl/Wienerwald - 1,5m- und ein 60cm-Spiegelteleskop, CCD-Kamera mit OEFOSC, der wahlweise photometrische Messungen, Spektroskopie oder Himmelsabbildungen ermöglicht - Details siehe Hompage
Robotic Telescope 2 ferngesteuerte Teleskope in Tucson/Arizona 
90cm Spiegel, CCD
Austro-Croation Telescope  Teleskop wird in Kooperation mit der Universität Zagreb auf der Insel Hvar betrieben;
1m-Reflektor mit engl. Montierung, CCD-Kamera
Aktivitäten:
  Die Arbeitsgruppen des Wiener Universitätsinstitutes forschen heute in zahlreichen experimentellen und theoretischen Gebieten der Astronomie. 
Besondere Schwerpunkte sind derzeit unter anderem 
Stellare Astrophysik: Variable, pulsierende Sterne, Stadien der Sternentwicklung 
Astrodynamik: Stabilität und Chaos im Sonnensystem 
Extragalaktische Forschung: Welt der Galaxien
Klassische Astronomie: Geschichte der Astronomie, Zeit- und Kalenderkunde 
Satellitenprojekte, Infrarotastronomie
Geschichte :
Die Wiener Universitätssternwarte ist bis zum heutigen Tag mit 101 m Länge und 73 m Breite das größte baulich geschlossene Sternwartengebäude der Welt. 

Wie schon sein Vater Johann Josef zuvor, war Carl Ludwig Littrow bemüht, den Bau einer neuen Sternwarte durchzusetzen. Er legte, nachdem er 1842 Direktor geworden war, im Jahre 1846 den zuständigen Behörden Pläne für einen Neubau vor, die jedoch abgelehnt wurden. 

Dank der Unterstützung einflußreicher Persönlichkeiten erhielt Littrow aber 1850 die Möglichkeit, ein detailliertes Programm für eine neue Sternwarte vorzulegen. Er forderte eine "thunlichst" ruhige, von Erschütterungen und Getöse freie, durch reiche Vegetation in nächster Umgebung, vor Erhitzung des Bodens und Staub gesicherte Gegend auf mäßiger, vor Verbauung der Aussicht bewahrender und durchsichtigere Luft gewährender Anhöhe.“

1858 erfolgte die Aufhebung des Bauverbotes beim Linienwall (=Wiener Zollgrenze), wo auf einem Hügelrücken zwischen Währing und Hernals die neue Sternwarte gebaut werden sollte. Es konnte schließlich am 14. März dieses Jahres die endgültige Genehmigung für die Errichtung erteilt werden.

Im Rahmen des 1867 neu geplanten Hauptgebäudes der Universität am Ring wurde auch der Neubau einer Sternwarte am Dach dieses Gebäudes überdacht. Allerdings kam es nicht zur Durchführung. In der Folge wurde C.L.Littrow die Aufgabe gestellt, eine Sternwarte zu gründen, die in der Donaumonarchie eine führende Rolle übernehmen sollte und daher auch instrumentell hervorragend auszustatten sei. Nach Studienreisen der Professoren C.L. Littrow und E.Weiss an Sternwarten in Deutschland, Amerika und England entschied man sich als Vorbild, die Berliner Sternwarte zu nehmen.

Die architektonische Umsetzung nahm der Bauingenieur der Generalbaudirektion Hieronimus Schaller vor, ein Ratgeber Littrows. Er schlug ein 5,5 Hektar großes Areal im südlichsten Teil der sogenannten „Türkenschanze“ vor, das einerseits weit genug von der Stadt entfernt war um gute Beobachtungsbedingungen zu gewährleisten und andererseits nahe genug gelegen war, um den Kontakt mit der Universität aufrechtzuerhalten.

Von 1874-1879 wurde die Sternwarte nach Plänen der Architekten Hermann Helmer und Ferdinand Fellner, Spezialisten für Theaterbauten, nach den Vorgaben Littrows gebaut. Der Spatenstich erfolgte am 15. Juni 1874. Drei Jahre nach Baubeginn starb Carl Ludwig Littrow. Er erlebte die Fertigstellung der Sternwarte, die 1878 mit der Vollendung der großen Kuppel erfolgte, nicht mehr.

Im Juni 1879 übersiedelte das Astronomieinstitut von der alten Universität in das neue Sternwartengebäude, dessen Einrichtung mit allen nötigen Instrumenten jedoch bis 1882 dauerte. 

Die noch brauchbaren Geräte der alten Sternwarte wurden in den Neubau übersiedelt und neue Hauptinstrumente - ein großer Refraktor aus Dublin, zum Zeitpunkt der Aufstellung der größte der Welt,  und ein 12-Zöller aus Boston, USA - angekauft.  Die Gesamtkosten (Grundgebäude, Einrichtung) beliefen sich auf eine Million Gulden. 

Die Eröffnung erfolgte am 5. Juni 1883 in Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph I. 



Edmund Weiß , der seit 1869 Professor für Astronomie an der an der Universität Wien war und von Beginn an entscheidenden Anteil an der Planung der neuen Sternwarte hatte, wurde ihr erster Direktor. 

Weiß konnte als Mitarbeiter seines Instituts unter anderem Johann Palisa gewinnen, den erfolgreichsten Kleinplanetenentdecker, den Österreich jemals hervorgebracht hat. Für seine zahlreichen Endeckungen wurde ihm auch ein Preis der Pariser Akademie verliehen. Die Sternwarte erhielt in den letzten Jahren der Amtszeit von Edmund Weiß zwei weitere Großgeräte, die durch eine großzügige Spende von Baron Rothschild finanziert wurden: ein Coudè-Fernrohr und einen Normal-Astrographen. 

Nachdem Weiß in den Ruhestand getreten war, folgte ihm 1909 als Direktor der Sternwarte der Südtiroler Joseph von Hepperger, seit 1901 Ordinarius der Astronomie an der Universität Wien, nach. Durch die allgemeine Notlage des 1. Weltkrieges waren ihm jedoch materiell sehr enge Grenzen gesetzt.

Der nachfolgende Direktor, Kasimir Graff aus Hamburg berufen, konnte nur wenige, aber teilweise wesentliche Verbesserungen der Sternwartenausstattung erreichen, wie z.B den Einbau der Hebebühne für den großen Refraktor. 1938 bis 1945 wurde Graff aus politischen Gründen zwangspensioniert. 
Ihm folgten Bruno Thüring (1941-1945) und, nach einer zweiten Amtszeit Graffs, Josef Hopmann (1952-1962) nach.

Nächster Institutsvorstand war Joseph Meurers (1962-1979), unter dem weitere bauliche Veränderungen durchgeführt wurden und der den Bau einer Sternwarte im Wienerwald (Observatorium am Mitterschöpfl) durchsetzen konnte. Unter ihm wurde von Dr. T. Widorn ein Radioteleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 3 m auf der Plattform des ehemaligen Coudè-Gebäudes montiert, das jetzt von der Technischen Universität revitalisiert wird. 

Quellen :
Wiener Astronomen - Ihre Tätigkeit an Privatobservatorien und Universitätssternwarten, Nora Pärr, Diplomarbeit, Jänner 2001, Wien 
  Konzept für öffentliche Führungen - Vienna Internal Report, 1983/2, Maria Firneis, Ernst Göbel 
Publikationen und Informationsblätter der Sternwarte 
Seite drucken