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Die Risikogesellschaft – Ein vernachlässigtes Konzept in der europäischen Stagnationsdiskussion

    Gunther Tichy

ITA manu:scripts, pp. , 2003/10/31

doi: 10.1553/ITA-ms-03-02


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doi:10.1553/ITA-ms



doi:10.1553/ITA-ms-03-02

Abstract

Europa befindet sich - wie schon in den späten sechziger oder den frühen achtziger Jahren - abermals in einer Stagnationsphase und fällt in seiner Wirtschaftsleistung hinter die USA zurück. Das Phänomen wird auf beiden Seiten des Atlantiks hitzig diskutiert und zumeist auf ein Nachhinken Europas bei Deregulierung und Privatisierung, auf überhöhte Sozialausgaben und einen Rückstand bei neuen Technologien zurückgeführt, zuweilen auch auf restriktivere Konjunkturpolitik. Alle diese Erklärungen sind nicht unrichtig, können aber aus zwei Gründen nicht genügen: Erstens vernachlässigen sie die erheblichen Unterschiede innerhalb Europas: Wachstumsschwach sind vor allem die drei großen EU-Staaten, wogegen vor allem die skandinavischen Staaten keineswegs langsamer wachsen als die USA. Zweitens greifen die Argumente insofern zu wenig tief, als sie auf die Ursachen der behaupteten Mängel nicht eingehen. Die vorliegende Arbeit versucht zu zeigen, dass hinter allen drei Erklärungsversuchen der europäischen Stagnation - Reformscheu, Innovationsscheu und inflationsfixierte Konjunkturpolitik - eine wichtige Ursache in der tief liegenden Verunsicherung der Bevölkerung und der daraus resultierenden Risikoscheu liegt. Umfragen lassen klar erkennen, dass die Verunsicherung in den wachstumsschwachen großen Ländern Deutschland, Frankreich und Italien merklich stärker ausgeprägt ist als etwa in Skandinavien. Selbst wenn die Kausalität von der Wachstumsschwäche zur Verunsicherung laufen sollte, wäre das für die Wirtschaftspolitik nicht irrelevant, desto mehr, wenn - wie zu zeigen versucht wird - Attentismus und Stagnation Folgen einer, nicht zuletzt (wirtschafts-)politisch ausgelösten Verunsicherung sind.