Interethnic Coexistence in European Cities, pp. 44-66, 2017/11/08
A policy handbook
Die Stadt Wien betreffend gilt ebenfalls, dass das städtische Wohnumfeld vor allem für jüngere und mobilere BewohnerInnen keineswegs immer den wichtigsten räumlichen Bezugsrahmen darstellt. Es ist daher notwendig, weitere räumliche Bezugsebenen und städtische Referenzgrößen in die Formulierung eines Katalogs von Empfehlungen einzubeziehen, denn politische Entscheidungsträger können realistischerweise keine stets „hyperaktiven“ BewohnerInnen erwarten. Wichtige Aspekte betreffen die Inklusivität versus Exklusivität bei den Initiativen, das weitgehend konfliktfreie interethnische Zusammenleben, welches in Wien in einem bestimmten Ausmaß durch die Vermeidung engerer Kontakte garantiert wird, sowie die Bemühungen um ein friedliches Nebeneinanderleben, welches von der Stadt Wien in besonderem Maß gefördert wird. Realistischerweise kann soziale und ethnische Durchmischung mittels Maßnahmen nicht erzwungen werden. Auch das Nebeneinanderherleben ohne größere Konflikte besitzt einen stabilisierenden Effekt auf die Wohnviertel. Um dieses Ziel weiterhin zu garantieren, wäre einerseits ein Bekenntnis dazu seitens der Stadt Wien förderlich, andererseits die Fortsetzung unterstützender Maßnahmen in diese Richtung. Zur Förderung und Weiterentwicklung des Zugehörigkeitsgefühls sowie der Mitverantwortlichkeit werden für die politischen Enscheidungsträger die folgenden Empfehlungen bzw. Vorschläge verbalisiert: Begegnungsräume, die auf der Förderung des Potentials des öffentlichen Raums basieren, niedrigschwellige soziale Interaktionen zu ermöglichen; Finanzierung und Design: Begegnungsräume bedürfen in der Regel keiner hohen finanziellen Investitionen, aber funktioneller und kreativer Planung; Räume für bestimmte Gruppen sind nicht immer Nachbarschaftsräume: Dies bedeutet, dass die Verfügbarkeit des öffentlichen Raums abnimmt, da in Neubauprojekten die Nutzung bestimmter Teilräume nicht selten den BewohnerInnen vorbehalten bleibt; Gate-opener in den Communities, denn diese garantieren den Zugang zu schwer erreichbaren Gruppen; weitreichende Multilingualität und niedrige Zutrittsbarrieren, die Einbindung von Bottom-up-Initiativen in kooperative Governance-Strukturen und langfristige Prozesse der Kokreation.